Kennengelernt
habe ich Herbert auf dem Weg zur Schule, untergebracht in einer
antiken Struktur Stile Schlösschen, etwas peripher in
unserem seinerzeit äußerst ruhigen und einigermaßen verschlafenen
Städtchen gelegen. Wir waren gerade 11 bzw. 10 Jahre alt und obwohl wir eben
wegen dem Altersunterschied nicht in der gleichen Klasse waren haben
wir uns angefreundet und uns auch außerhalb unser morgendlichen
Begegnungen getroffen. Am Anfang war es das Schifahren, dann
gelegentlich das Eislaufen, weiters spielten wir viel Tischtennis und
manchmal auch Schach, womit wir es, wie ich jetzt
weiß, auch dabei beließen.
Kam
der Sommer trafen wir uns im Schwimmbad, liefen wir auf der
Leichtathletikbahn um die Wette oder man ging auf den Tennisplatz: er
ausgezeichnet, ich hingegen ein passionierter Zuschauer. Später
begannen uns die Mädchen zu interessieren. Herbert groß, blond kam
bestens an, zum Ausgleich fuhr ich schneller Schi.
Gemeinsame Interessen verbanden uns. Es bestand ein gutes
Einvernehmen und ich glaube sagen zu können, dass wir eine schöne
Zeit miteinander verbrachten.
Das
Ganze dauert fünf Jahre als mein Schulwechsel mich weit von unserem
immer noch ruhigem und aus der Distanz betrachtet äußerst
romantischem Städtchen, entfernte. Seit damals - inzwischen sind über fünfzig Jahre vergangen - haben wir uns vielleicht alle
zehn Jahre gesehen, das wären 5 oder vielleicht sogar 6, 7 Mal, aber
sicher waren´s nicht 10. Immerhin ein bisschen was wussten wir
voneinander:
er
unterrichtete nach dem Studium in Innsbruck genau in der Schule auf
deren Weg zu ihr wir uns kennenlernten und wurde dann bevor er sein
vierzigtes Lebensjahr vollendete Bürgermeister unserer Stadt. Ich
hingegen begann während und nach dem Studium in Wien in verschieden
Architekturbüros zu arbeiten, zuerst in Wien selber und dann in
München. Nach einem einjährigen Asienaufenthalt hat mch mein
Schicksal nach Turin geführt. Anfangs war ich in ein urbanistisches Projekt eines Pentagons bestehend aus vier Schlössern und einer
Basilika aus dem frühen 18. Jhdt.rund um Turin situiert involviert
und in Folge in ein alternatives Zweiradprojekt.
Kommunikation
ist alles, wie mir einige Wochen vorher Heini Staudinger, Genie des
Crowdfundings, wärmstens empfahl. Daran dachte ich auch als ich
Herbert aufsuchte. Ich konnte nur hoffen, dass er an Turinstar
Gefallen findet.
Mindestens
zehn Jahre waren also seit unserem letzten Treffen vergangen, als ich
im Büro des Bürgermeisters anrief und nach meinem Jugendfreund fragte. Ich habe ihn nicht vorgefunden aber wenig später bin ich
wegen einem Termin für übermorgen um vier Uhr auf dem Stadtplatz
zurückgerufen worden. Und so war es auch. Die gemeinsame Stunde
verging mit Plaudereien über Bekannte und Verwandte wie im Flug. Für
eine Probefahrt machten wir uns ein weiteres Treffen aus.
Herbert
wie immer sportlich radelte ohne Umstände schnurstracks los, umfuhr
zweimal das Rathaus und meinte dann, dass er das spezielle Fahrgefühl
erkannt habe, jedoch wäre es auch etwas wackelig. Aber ja,
mein lieber Freund, noch zwei Runden, dann wackelt nichts mehr. Du
wirst gar nicht mehr absteigen wollen. Ausserdem ist es nur ein
Prototyp, schon überholt und zu hoch.
Meine
Absicht ist, einen weiteren Prototyp mit einem tieferen Schwerpunkt
anzufertigen, eine Version mit 24“ Reifen. Das bedeutet, dass man
10 cm tiefer sitzt, mit den Füssen fest und sicher auf dem Boden aufgestützt. Turinstar soll außer vergnüglich auch absolut sicher sein!
Schon
seinerzeit war es aus Sicherheitsgründen notwendig den Schwerpunkt
nach vorne zu verschieben:
So
ist jetzt der Zeitpunkt gekommen diesen wiederum aus
Sicherheitsgründen abzusenken:
Mein
Freund Helmut Humer, angesehener Lokalfotograf, disponibel und
present für den Anlass, hält Herbert mit entschlossenem Ausdruck
schon in Rennfahrposition nach nur wenigen Tritten in die Pedale
fest:
und
zuversichtlich vor dem Rathaus mit Turinstar!
Vielen
Dank, lieber Herbert!
Ps:
unsere Stadt mir dem für Ausländer schwierig aussprechbarem
Namen heißt übrigens Vöcklabruck und wurde 1134 als Pons
Veckelahe
erstmals
urkundlich erwähnt. Es kommt selten vor, dass sie irgendwer
ausserhalb Österreichs kennt. Sie wird aber auch als Tor zum
berühmten Salzkammergut bezeichnet. Als prominente touristische
Referenz kann ich auf den etwa zehn Kilometer entfernten Attersee
verweisen.
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